Randbemerkungen zum Thema

Einige Punkte, die im Roman nur ganz am Rande erwähnt werden und die auch für die Handlung nicht weiter wichtig sind, fand ich trotzdem so interessant, daß ich nachschlagen musste und mich schlau gemacht habe. Dieses neuerworbene Wissen möchte ich hier natürlich auch bereitstellen, für alle, denen es genauso geht wie mir.

Da im Verlauf von 6 Büchern ziemlich viel verkehrt wird, und das kreuz und quer, ist es irgendwann sehr verwirrend, wer mit wem das Bett (oder die Sauna...) geteilt hat. Zur Entwirrung habe ich versucht, das “Wer mit Wem” grafisch darzustellen, ich hoffe, es ist mir einigermaßen gelungen.

Der Queen Besuch: Die Stippvisite von Queen Elisabeth, von der im 4. Band erzählt wird, fand 1983 auch in Realität statt. Dieser Besuch hatte sogar historische Bedeutung. Der Restaurant-Besuch im Trader´s Vic, von dem im Buch ebenfalls die Rede ist, war der erste Mal überhaupt, dass her Majesty in einem Restaurant aß. Es gab indonesisches Lamm mit Erdnuss-Sauce, chinesisches Schwein, geräucherten Lachs und dreierlei Californische Weine (Chardonnays und einen Cabernet). Zusätzlich kippte sich die Queen noch einen Daiquiry und einen Martini hinter die Binde - She must have been amused! Als Nachtisch gab es Rum-Eiscreme mit Pralinensauce und Glückskeksen.

Das Trader´s Vic existiert leider seit Anfang der 90er nicht mehr, heute ist an der Stelle ein vietnamesisches Restaurant, LeColonial (20 Cosmo Place)

BBBBeach-Blancket-Babylon: In der Fugazi-Hall in North Beach. Diese Cabaret-Show läuft seit über 31 Jahren (ist also gerade mal ein halbes Jahr jünger als ich) und ist zu einer Institution geworden. Die Show ist bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebt und berühmt für ihre frechen Lieder voll aktueller Zeitkritik - und für die verrückten Hüte der Darsteller, die man auch im ersten Teil der Stadtgeschichten-Videos bewundern kann (Mehr dazu / Reservierung). Inzwischen kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Die Show lohnt sich! Hat sehr viel Spaß gemacht!

Die Papageien vom Telegraph Hill: DIe gibt es wirklich! Eine Ansammlung entflogener Papageien, die sich in der Gegend des Telegraph Hill zusamengerottet haben. Dort machen sie unter anderem einen Heidenlärm. Es gibt sogar eine eigene Homepage!

Guillain-Barré Syndrom: Die neurologische Erkrankung an der Michael Tolliver im Laufe der Stadtgeschichten erkrankt. Statt jetzt irgendein unverständliches Fachbuch zu zitieren, möchte ich lieber den Link zum MIT erwähnen, da gibt es jede Menge Infos und auch weitere Links.

Jim Jones / People´s Temple / Jonestown: Mitte der siebziger Jahre begann der Aufstieg des selbsternannten Propheten und Lehrers Jim Jones in der Bay Area. In der Öffentlichkeit beliebt, erhielt er 77 sogar den Martin Luther King Humanitarian Award. Als die Gerüchte jedoch immer lauter wurden, daß nicht alle Mitglieder des Tempels freiwillig da wären, und erste Prozesse angestrengt wurden, begann Jones´ Paranoia. Er brachte die tausend engsten Mitglieder des Tempels nach Guayana, wo er eine Siedlung Namens Jonestown gründete. Jim Jones war auch ein sexueller Tyran. Obwohl selbst bisexuell verdammte er die Homosexuellen. Von sich selbst behauptete er, daß seine spirituelle Energie so groß sei, daß er 30 mal täglich masturbieren müsse. Viele seiner Anhängerinnen opferten sich, um ihm bei seinem Problem zu helfen. Da in der Zwischenzeit immer mehr Leute behaupteten, er hielte ihre Angehörigen gegen deren Willen in Jonestown, machte sich der Kongreßabgeordnete Leo Ryan auf den Weg, Rückreisewillige nach San Francisco zu holen. Eine paar kamen auch mit ihm, jedoch wurde er beim Besteigen des Flugzeuges am 18.11.1978 von Jones-Anhängern erschossen. Am gleichen Abend führte Jones seine Gefolgsleute mit einem Zyankali-Punch in einen Massenselbstmord. 912 Menschen starben, Jones selbst wurde mit einem Einschußloch im Schädel gefunden. Von den Straßen San Franciscos zu einer landwirtschaftlichen Kommune, an den Idealen des Sozialismus und der Rassengleichheit ausgerichtet, bot der People´s Temple für viele Menschen einen Traum, der jedoch als Alptraum endete und die Welt schockte.

80% von Jones Anhängern waren schwarz. Nicht schlecht für einen, dessen Vater Mitglied des Ku-Klux-Klan war!

Patty Hearst: Ihr Name und ihre seltsame Geschichte werden in den Stadtgeschichten des öfteren erwähnt. Darum dreht sich alles. Patty Hearst (19), Tochter des schwerreichen Randolph Hearst, wurde im Februar 1974 von Mitgliedern der Symbionese Liberation Army entführt. Nach 7 Wochen Gefangenschaft in einem Raum von WC-Größe schien die Gehirnwäsche erfolgreich. Sie erklärte ihre Zugehörigkeit zur SLA und überfiel sechs Wochen später mit ihren neuen Kollegen eine Bank in San Francisco. Danach folgte eine Flucht durchs ganze Land, doch schließlich wurde sie in San Francisco gefangen und 1976 zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Bereits nach der Hälfte ihrer Strafe wurde sie von Präsident Carter begnadigt.

Bohemian Grove: Der Bohemian Club, der den jährlichen Grove am Russian River, ca. 70 Meilen nördlich von San Francisco veranstaltet, ist wohl einer der elitärsten der Welt. Unter den 2300 rein männlichen, überwiegend weißen und konservativen Mitgliedern finden sich Namen wie George Bush, Henry Kissenger, Herbert Hoover, Richard Nixon, David Rockefeller, Henry Ford II. und David Packard (Hewlett-Packard). Für diese Gesellschaft zahlt man dann auch 8500$ Aufnahme und 110$ monatliche Gebühren. Allerdings muß man erst die 18 Jahre Wartezeit durchstehen (13 Jahre für Californier). Oberstes Gebot des Grove ist, das geschäftliches und Politik außen vor bleiben. Nicht einmal Staatsoberhäupter dürfen Privattelefone mitbringen Aber wenn Dwight Eisenhower seine Präsidentschaftskandidatur im Grove bekannt gibt, ist das natürlich nicht wirklich unpolitisch. 1988 musste die anti-weibliche Haltung des Grove erstmals eine Schlappe einstecken, als per Gerichtsurteil angeordnet wurde auch weibliche Kellnerinnen zu beschäftigen. Das in den Stadtgeschichten beschriebene Anfangsritual, bei dem die Sorgen öffentlich auf dem See verbrannt werden gibt es übrigens wirklich, gleiches gilt für das Grove Play. Bleibt abschließend nur zu sagen, daß die Mitglieder dieses 2700 acres Spielplatzes darauf schwören, während der Rest der Menschheit nur davon träumen kann.

Soviel zur offiziellen, harmlosen Darstellung. Man kann es aber auch deutlich verschwörerischer sehen, wie folgender Textausschnitt zeigt, den ich auf den Seiten der Uni Münster gefunden habe:

Die ‚Bohemian Grove' gilt vielen als der ungewöhnlichste Geheimclub des amerikanischen Ultrareichtums. (Domhoff 2001) Einmal im Jahr, Ende Juli, trifft sich das amerikanische Establishment für zweieinhalb Wochen in einer Art Camp, 75 Meilen nördlich von San Francisco. Die upper class trifft auf Topmanager, Berühmtheiten, Regierungsmitglieder. Sie will Entspannung und Unterhaltung. Zu den eigentlichen Mitgliedern des 'Bohemian Club', den es seit 1870 gibt, stoßen dann mehrere hundert sogenannte assoziierte Mitglieder, die geringere Mitgliedsbeiträge bezahlen und dafür Theaterstücke, Sketche, Kunstwerke und andere Formen der Unterhaltung produzieren; auch 50 bis 100 Professoren sind dabei, die meisten von der Stanford University und der University of California. Diese ganze Ansammlung von ungefähr 1500 bis 2500 Menschen in einem 2700 Acre großen wunderschönen Waldareal ist ein Mikrokosmos jener Welt, in welcher privater Reichtum und Konzerne, unterstützt von Dienstklassen, bei der Gestaltung des US-Imperiums zusammenwirken.

In den auf das Areal verteilten rund 120 Gästehäusern, Camps und sogar Zeltlagern (mit Namen wie Cave Man, Mandalay, Owl's Nest, Hill Billies) treffen sich Gruppen von zehn bis dreißig Mitgliedern, haben Spaß und veranstalten wohl auch das eine oder andere Gelage. Das wichtigste Ereignis ist eine ausladende rituelle Zeremonie am ersten Samstagabend, die sogenannte ‚Cremation of Care' (Einäscherung der Sorge). Geschäftliches und Politisches wird allenfalls in ganz kleinen Gruppen diskutiert.

Zugleich aber ist es völlig klar, dass sich hier den ‚Bohemians' Möglichkeiten bieten, ihre Freunde mit Politikern bekannt zu machen und die Ansichten politischer Kandidaten kennenzulernen. Das geschieht bei den sogenannten ‚Lake Side Talks'. Jeder republikanische Präsident des 20. Jahrhunderts ist Mitglied oder Gast der ‚Bohemian Grove' gewesen. 1995 beispielsweise hielten sowohl der damalige Sprecher des Abgeordnetenhauses Newt Gingrich als auch Präsident Bush-Senior eine ‚Lake Side'-Rede. Bemerkenswert ist, dass in den Neunzigern kein einziger führender Vertreter der Demokratischen Partei zu Worte kam. Das war zu Zeiten Kennedys oder Johnsons anders, auch wenn nie ein demokratischer Präsident Mitglied des Clubs gewesen ist. Gründliche soziologische Auswertungen der Mitglieder und Gäste ergaben, dass über 30 Prozent der größten amerikanischen Konzerne zumindest mit einem ihrer Manager oder Direktoren der ‚Bohemian Grove' angehörten.

Solche Clubs haben für die Oberschicht die gleiche Funktion, die in Stammesgesellschaften dem Klan zukam. (Brinton) Mit ihrer restriktiven Mitgliederpolitik, ihren Initiationsriten, privaten Zeremonien und der großen Betonung von Tradition ähneln diese Clubs den Geheimbünden, die es in vielen Primitivgesellschaften gibt. Sie verschaffen ihren Mitgliedern das Gefühl einer exklusiven Brüderlichkeit. Dieses ‚bonding' innerhalb der Oberschicht erfüllt wichtige, wenn auch informelle Herrschafts- und Machtfunktionen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass an Orten wie der ‚Bohemian Grove', wie manche behaupten, tatsächlich ‚vast plutocratic conspiracies' ausgeheckt werden.”

Es gibt noch schlimmere Meinungen, bis hin zum Satanismus, aber die könnt ihr Euch selbst aus dem Netz suchen!